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Warum macht einer sowas?

Es gibt keine leichte oder einfache Antwort auf die Frage, warum ein Mensch ein Kind missbraucht. Häufig gelten Täter als krank oder es wird angenommen, dass sie Mädchen und Jungen sexuell missbrauchen, weil sie keine befriedigenden sexuellen Beziehungen haben. Dies sind in der Regel aber nicht die Ursachen für einen sexuellen Missbrauch.
Man kann davon ausgehen, dass es sich um ein Zusammentreffen verschiedener Ursachen und Bedingungen handelt, die erst neuerdings näher untersucht werden. Deshalb gibt es verschiedene Erklärungsansätze, die unterschiedliche Aspekte betonen.
Viele Fachfrauen und Fachmänner heben hervor, dass die Ungleichheit im Geschlechterverhältnis in unserer Gesellschaft erst die Voraussetzungen dafür schafft, dass und auf welche Weise Frauen, Mädchen und Jungen sexueller Gewalt ausgesetzt sind.
Sie gehen von der Erfahrung aus, dass Täter meist unauffällige, scheinbar nicht von der Norm abweichende Männer sind, die jeder Berufsgruppe und jeder sozialen Schicht angehören können. Missbraucher handeln nicht aus einem "sexuellen Notstand" heraus, häufig haben sie sexuelle Kontakte zu erwachsenen Frauen, denn dem Täter geht es beim sexuellen Missbrauch nicht in erster Linie um sexuelle Befriedigung. Es geht um den Missbrauch von Macht durch die sexuelle Gewalt. Die Sexualität wird als Mittel, sozusagen als "Waffe" benutzt, um Macht auszuüben. Sexueller Missbrauch ist nicht eine gewalttätige Form von Sexualität, sondern eine sexuelle Form von Gewalttätigkeit.
Beim sexuellen Missbrauch benutzt der "Machtvolle" seine Überlegenheit, um dem "Machtlosen" Gewalt anzutun. Wo eine Person oder Gruppe viel mehr Macht hat als eine andere, ist auch immer das Risiko gegeben, dass diese Macht missbraucht wird. In unserer Gesellschaft haben Männer mehr Macht als Frauen und Erwachsene insgesamt mehr Macht als Kinder, wobei das Machtgefälle am grössten ist zwischen Männern und Mädchen. Dieses Machtgefälle ist ein bestimmender Faktor für das besonders grosse Ausmass sexueller Gewalt, die den Lebensalltag von Mädchen prägt, besonders wenn Männer meinen, sie hätten das alleinige "Sagen" und Frauen und Kinder müssten sich ihrem Willen unterordnen. Manche Männer gehen dann so weit, dass sie Frauen und Kinder als benutzbaren Besitz - auch in sexueller Hinsicht - betrachten und daraus ein Recht für sich ableiten, sie auch sexuell ausbeuten zu dürfen.
Gefördert wird eine solche Einstellung durch die in unserer Gesellschaft immer noch herrschenden Frauen- und Männerleitbilder, wie sie auch in Zeitschriften, Werbung, Filmen usw. vermittelt werden. Der männliche "Eroberer", der sich einfach nimmt, was er will, ist immer noch ein Männlichkeitsideal, nicht nur in Abenteuerfilmen. Für häufig wechselnde Sexualkontakte, besonders auch zu jüngeren Frauen ("Kindfrauen"), wird er bewundert, er gilt als "toller Hecht, der nichts anbrennen lässt".
Wenn eine Frau hingegen "Nein" sagt, so heisst es oft, will sie erobert werden, eigentlich meint sie "Ja". Gewalttätiges Verhalten wird entschuldigt, indem behauptet wird, Männer hätten eben stärkere sexuelle Bedürfnisse und Aggression läge in ihrer Natur.
Schon als kleine Jungen erleben Männer am Vorbild ihrer Umwelt ihre Vormachtstellung. Überlegenheit, Stärke und Durchsetzung ihres Willens werden ihnen zugestanden und von ihnen erwartet. Wer aber in der Überzeugung aufwächst, mehr Rechte als andere zu haben, fühlt sich später eher ermutigt, sein vermeintliches Recht auch mit Gewalt einzufordern.
Einige Fachleute weisen auch darauf hin, dass der sexuelle Missbrauch mit Kindheitserfahrungen zu tun haben kann. Viele missbrauchende Erwachsene haben als Kinder selbst Erfahrungen mangelnder Zuwendung, körperlicher oder sexueller Gewalt gemacht. Sie haben gelernt, dass sie Sexualität anstelle von Zuwendung und Anerkennung erhalten haben und setzen diese Erfahrung dann gewaltsam bei ihren Kindern fort. Besonders Jungen, die selbst missbraucht wurden, versuchen, Gefühle von Ohnmacht und Hilfslosigkeit zu unterdrücken, indem sie ihrerseits missbrauchen, weil die Opferrolle für viele Jungen nicht in das männliche Selbstbild, das ihnen vorgelebt wird, passt.
Manche Täter werden von Fachkräften des Kinderschutzes als Menschen beschrieben, die sich nicht als selbstbestimmte und machtvolle Persönlichkeiten erleben und deren Beziehungen zu Erwachsenen eher geprägt sind durch Angst und Abhängigkeit. Über die Ausbeutung der Mädchen und Jungen suchen sie sich Gefühle von Überlegenheit, Befriedigung und Sicherheit zu verschaffen.
In anderen Fällen findet sexueller Missbrauch in einem Umfeld statt, in dem auch sonst die Bedürfnisse und eigenständigen Rechte von Mädchen und Jungen nicht geachtet werden. Nur zu leicht kann das lebensnotwendige Bedürfnis der Kinder nach Zuneigung und Geborgenheit benutzt werden für die Befriedigung eigener Wünsche der Erwachsenen.
Einigkeit herrscht darüber, dass zu den Ursachen sexuellen Missbrauchs zählt, dass viele Mädchen und Jungen durch die Erziehung, die sie erfahren, regelrecht zu Opfern gemacht werden. Eine Erziehung, die gefährlich werden kann.
Die Suche nach den Ursachen sexuellen Missbrauchs an Kindern gleicht einem Puzzle. Einzelne Teile ergeben für sich noch keine umfassende Erklärung. Setzt man sie aber zusammen, so wird das Bild deutlicher.